Beschwerdestelle für gefrustete Feuerwehrleute in Köln, Kölnische Rundschau v. 01.03.2018

von Thorsten Moeck

Köln – Heute nimmt die Ombudsstelle für die Kölner Feuerwehr ihren Dienst auf. Mit der Aufgabe ist gleich eine ganze Rechtsanwaltskanzlei betraut worden, die „Hotstegs Rechtsanwaltsgesellschaft mbH“ in Düsseldorf. Hier sollen „Beschwerden, Anregungen und Informationen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Berufsfeuerwehr, sowie des Amtes für Feuerschutz, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz“ entgegengenommen und vertraulich behandelt werden.

Führungsstil des Chefs gilt als „zögerlich“

Innerhalb der Feuerwehr herrscht Unruhe. Nachdem Dutzende Mitarbeiter in anonymen Briefen ihre Unzufriedenheit über Arbeitsbedingungen und Mitarbeiterführung bekundet hatten, war Stadtdirektor Dr. Stephan Keller in die Offensive gegangen und hatte 20 Feuerwehrleute zum Gespräch geladen (wir berichteten). Weitere Runden sollen folgen. Auf der Liste der Mitarbeiter mit Gesprächsbedarf stehen inzwischen rund 250 Namen – etwa jeder vierte Mitarbeiter der Feuerwehr.

Die Welle der Unzufriedenheit kommt für die Stadt zur Unzeit. Denn gerade hat die Feuerwehr eine große Personalkampagne gestartet, um Nachwuchs zu generieren. „Die Negativschlagzeilen könnten abschreckende Wirkung haben“, fürchtet ein Mitarbeiter der Feuerwehr-Führungsriege im Gespräch mit der Rundschau. Vorige Woche hatte sich diese Zeitung um ein Interview mit Feuerwehr-Chef Johannes Feyrer bemüht, dies war jedoch abgelehnt worden.

Unglücklich sind viele Feuerwehrleute über die zunehmende Zahl der Einsätze im Rettungsdienst – hier gibt es im Gegensatz zur Feuerwehr 12-Stunden-Schichten statt der beliebteren 24-Stunden-Schichten. Wie die Rundschau erfuhr, waren sogar besser bezahlte Stellen als Hauptbrandmeister unbesetzt, weil es intern keine Bewerbungen gab. „Hier wird in noch unbeliebteren Acht-Stunden-Schichten gearbeitet“, so ein Beamter.

100 Mitarbeiter befördert

Am Mittwoch verbreitete die Stadt über das Presseamt positive Nachrichten von der Feuerwehr, denn Stadtdirektor Keller und Behördenleiter Feyrer haben 100 Mitarbeiter in den Rang des Oberbrandmeisters oder des Hauptbrandmeisters befördert. Die Beamten können nun mit Führungsaufgaben betraut werden – etwa als Fahrzeugführer oder Führer eines Angriffstrupps bei der Brandbekämpfung. In den kommenden beiden Jahren steht die Führungsriege der Feuerwehr vor einem umfassenden Wechsel. Nicht nur Feyrer wird im Frühjahr 2019 in den Ruhestand gehen, auch viele Mitarbeiter in hohen Positionen stehen vor ihrem Karriereende. Erste Positionskämpfe um diese Stellen sollen bereits im Gange sein, heißt es.

In der Schusslinie steht auch Feyrer, dessen Führungsstil intern als „zögerlich“ gilt. Dies biete anderen Führungspersonen Raum, um ihre eigenen Ziele durchzusetzen. Offenbar nicht immer zum Wohl der Mitarbeiter am unteren Ende der Hierarchie. In der Sitzung der „Wachvorsteher“ komme es vor, dass Anregungen barsch „abgebügelt“ werden. Die Stimmung scheint derzeit selbst in der Führungsebene angespannt zu sein.

Schreibe einen Kommentar