Biogas: Wanloer scheuen Rechtsstreit nicht, Westdeutsche Zeitung vom 21.01.2011

Von Susanne Böhling

Mehrfachbelastung, Umwelt- und Sinnfragen sind Themen der Anwohner.

Mönchengladbach. Die Wanloer sind sauer. Spürbar geladen ist die Stimmung derer, die Schlange stehen müssen, damit sie ihr Einladungsschreiben und den Personalausweis vorzeigen können, um zur zweiten Anhörung zur geplanten Biogas-Anlage zu gelangen. Sonst kommt keiner rein.

Aufgebrachte Bürger stehen zur Anhörung Schlage

Sonja Koller ist dagegen, weil „so große Anlagen doch nicht mehr zeitgemäß sind“. Methangasanlagen sollten „nur noch da entstehen, wo Biomasse im Überfluss vorhanden ist, nicht dort, wo sie speziell angebaut werden muss“.

Hartmut Krüger meint, Wanlo wandle sich mehr und mehr zum Industriegebiet. „Wir haben die Kompostieranlage, die Windräder, den Segelflugplatz. Die Verkehrsbelastung steigt ständig.“

Nach Ansicht von Klaus Ischen geht es der NVV nur darum, Fördergelder abzuschöpfen. „Ökologisch ist das nicht sinnvoll.“

Andreas Cichy redete von „Etikettenschwindel“ bei dem „angeblich positiven Umweltaspekt einer Methangasanlage“. Solche Anlagen seien „eigentlich gar nicht förderwürdig“.

Auch seine Frau Birgit Cichy, eine geborene Wanloerin, ist aufgebracht über die Mehrfachbelastung. „Der See, der vor unserer Haustüre nach der Ausbeutung der Braunkohle entstehen soll, ist so groß wie das Steinhuder Meer.“

Die Beckratherin Sonja Zweifel wohnt auf dem Land, weil sie die gute Luft schätzt. „Aber schon jetzt braucht man keinen Tisch im Freien abputzen. Der ist sofort wieder staubig. Wenn jetzt noch die Trucks hier durchrasen…“

Josef Stockums ist ebenfalls davon überzeugt, dass die Wege für den Verkehr nicht ausgelegt sind. „An einer Engstelle hat mir so ein Truck schon den Spiegel abgefahren.“

Und Brigitte Giesen fürchtet, dass die Immobilienpreise in Wanlo weiter sinken werden.

Alfred Brücher ist Sprecher der Wanloer Bürgerinitiative und hat seinen Anwalt Robert Hotstegs dabei. „Bei der Vielzahl der Bedenken hinsichtlich Planungsrecht und Umweltrecht sowie der Vielzahl der Bürger, die Bedenken haben, kann sich die Stadt auf einen langen Rechtsstreit einstellen. Das wird eine Geschichte ohne Ende.“