Hooligan-Horror: Was wusste die Polizei?, Express v. 31.10.2014

Kritik an Einsatzkräften
Von CHRISTIAN WIERMER

War die Polizei angemessen vorbereitet, wie Polizeipräsident Wolfgang Albers und Innenminister Ralf Jäger (SPD) sagen? Es gibt immer mehr Zweifel.

Während die Bundespolizei inzwischen einräumt, personell nicht in der Lage gewesen zu sein, die Hooligans auf der Rückreise zu begleiten, um andere Reisende vor Angriffen zu schützen, ist von den Kölner Beamten offiziell bisher nichts zu hören.

NRW-Innenminister Jäger sagte gar, die Lageeinschätzung sei „ziemlich präzise“ gewesen, man habe seit Mitte der letzten Woche gar mit „bis zu 4800“ „HoGeSa“-Teilnehmern gerechnet. Wirklich? In einer vertraulichen Lageeinschätzung, die auf den 21. Oktober (Dienstag) datiert ist, ging die Polizei nur von rund 1500 Teilnehmern aus.

Obwohl sie dort die bereits über 4000 Facebook-Anmeldungen zitierte, sprach man weiterhin von „1000 bis 1500“ Teilnehmern. In einer Mitteilung der Polizeigewerkschaft GdP hieß es noch am Tag vor der Demo: „Nach Einschätzungen der Polizei ist mit 1000 bis 1500 Teilnehmern zu rechnen. Die Organisatoren der Demo gehen sogar von 4000 Teilnehmern aus.“

Die Behauptung, von Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt, man kommuniziere „grundsätzlich“ nur die Zahlen, die der Veranstalter bei der Anmeldung angebe, wird von erfahrenen Beamten einhellig als „Unsinn“ und als „schlicht falsch“ bezeichnet.

Der Verwaltungsrechtler Robert Hotstegs kritisierte im WDR, dass es mit der Erkenntnis von viel mehr Teilnehmern keine Verlegung der Demonstration vom Kölner Hauptbahnhof weg an einen anderen Ort gab.

Mehr Ermittler

Die Polizei setzt nun mehr Ermittler bei der Aufarbeitung der brutalen Hooligan-Krawalle ein.

Grund: Die Fahnder müssen sich durch gewaltige Datenmengen durcharbeiten, um die Täter von Sonntag dingfest machen zu können.

Nun werten 36 statt 25 Beamte von Polizei und Bundespolizei sowie Video- und Computerspezialisten das bei der Demonstration entstandene Filmmaterial aus.