Polizei gesteht Fehler ein, WDR.de v. 28.10.2014

Nach den Ausschreitungen von Hooligans in Köln räumte die Bundespolizei am Dienstag (28.10.2014) auf WDR-Nachfrage ein, dass sie personell nicht in der Lage war, die Hooligans auf ihrer Rückreise in den Zügen zu begleiten um andere Reisende zu schützen.

Dabei ist die Begleitung von Hooligans nach einem Bundesligafußballspiel Standard für die Polizei. So aber reisten die Hooligans in Gruppen zwischen 30, 50 oder sogar 100 Personen nach den Krawallen am Sonntag (26.10.2014) in Köln unbewacht nach Hause. Zeugen berichten vor allem aus den Fern- und Regionalzügen über schwere Randale, Pöbeleien und Angriffe auf ausländische Mitbürger. All das wirft viele Fragen auf: Hat die Polizei die Lage falsch eingeschätzt? War sie personell unterbesetzt? Der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers hatte betont, die Polizei sei personell und technisch auf gewalttätige Aktionen vorbereitet gewesen. Auch die Zahl der Teilnehmer der Demo der „Hooligans gegen Salafisten“ (Hogesa) habe man nicht unterschätzt.

Polizist: „Sicherheit der Bürger nicht gewährleistet“

Ein junger Polizist, der anonym bleiben möchte, sagte dem WDR jedoch, dass die Lage am Sonntag völlig eskaliert sei. Die Kollegen hätten sich schlicht überfordert gefühlt. „Wir waren absolut überrascht von dem Ansturm. Es herrschte das reinste Chaos“, sagt er. „Wir waren absolut in Unterzahl, das war ein Beamter auf drei Demonstranten, das war definitiv zu wenig.“ Die Sicherheit der Bürger „war zu keinem Zeitpunkt wirklich gewährleistet.“

War die Vorbereitung unzureichend?

Als klar war, dass weit mehr als die angemeldeten 1.500 Demonstranten anreisen – nämlich fast drei Mal so viele – hätte die Demonstration vom Kölner Hauptbahnhof zu einem anderen Ort verlagert werden können. Darauf weist Robert Hotstegs, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, im WDR hin. Das Versammlungsrecht sehe diese Möglichkeit vor. Am Ende standen rund 4.800 Hooligans 1.300 Polizisten gegenüber. 49 Beamte wurden verletzt. Eine bessere Vorbereitung hätte dies möglicherweise verhindern können. Der Kriminologe Thomas Feltes von der Ruhr Uni Bochum gibt im WDR zu bedenken, dass man im Vorfeld offenbar nicht genügend Informationen über die Gewaltbereitschaft eingeholt habe.

Es gibt viele offene Fragen rund um den Polizeieinsatz in Köln – die Suche nach den Antworten dauert an.