Stadtpark-Bebauung: Klage wird vorbereitet, Rheinische Post vom 06.11.2010

VON SEBASTIAN KUNIGKEIT

Leichlingen (RP) Der Streit um den geplanten Bau eines Einkaufszentrums im Neuen Stadtparks wird offenbar vor Gericht weitergeführt. Der angekündigten Klage gegen den Beschluss des Stadtrats, das Bürgerbegehren gegen das Projekt nicht zuzulassen, steht finanziell nichts mehr im Weg.

Dank einer Bürgschaft seien die für Anwaltskosten veranschlagten 4000 Euro „im Grunde zusammen“, sagte Lydia Feucht von der Initiative „Rettet den Stadtpark“ gestern am Rande der zweiten Demonstration gegen das Vorhaben. „Damit können wir anfangen.“ Die Düsseldorfer Kanzlei Obst und Hotstegs bereite nun die Klage vor, die bis zum 21. November eingereicht werden muss.

Derweil hat die Protest-Initiative sich organisatorisch neu aufgestellt. Am vergangenen Dienstag wurde ein Verein gegründet, der den Protest gegen das Bauvorhaben bündeln und weitertragen soll. Die 16 Gründungsmitglieder wählten Achim Kötting zu ihrem Vorsitzenden. Bei der gestrigen Demo wurde bereits eifrig um weitere Mitglieder und Spender geworben.

Etwa 200 Demonstranten waren diesmal in den Neuen Stadtpark gekommen. Mit aufgespannten Regenschirmen schritten sie erneut die Umrisse des geplanten Einkaufszentrums ab. Der Protest kam dabei deutlich lautstärker daher – die Veranstalter hatten dazu aufgefordert, Trillerpfeifen einzupacken. „Hier sind heute mehr Leute, die deutlich ihre Meinung kundtun“, urteilte die 62-jährige Lehrerin Christa Heidrich erfreut.

„Wir fürchten, dass Leichlingen ein solches überdimensioniertes Einkaufszentrum nicht braucht und seinen Charakter als grüne Stadt verliert“, fasste Internist Hartmut Jürgensen zwei Kernargumente der Kritiker zusammen. Für Hanne Rockser (61) sind die Pläne der Politik schlicht und einfach „größenwahnsinnig“.

Deutliche Worte fand auch der frühere Feuerwehrchef Herbert Wieden. Er warf Bürgermeister Ernst Müller und der Politik Arroganz vor. „Die Verwaltung und zum Teil auch der Rat ignoriert einfach den Bürgerwillen“, sagte er. Wieden, der drei Jahrzehnte für die CDU im Stadtrat saß, zog Parallelen zum Protest gegen den Bahnhofs-Neubau im fernen Stuttgart: „Hier ist Leichlingen 21“, rief er unter Applaus.

Es gab aber auch versöhnlichere Töne. Man sei für Diskussionen mit der Politik „jederzeit offen“, sagte Lydia Feucht. Gesprächsbereitschaft bewiesen auch die Ratsmitglieder Matthias Ebecke (SPD), Gerd Hangert und Andreas Heusner (beide CDU). Sie stellten sich am Rande der Kundgebung der hitzigen, aber sachlich geführten Diskussion mit Projekt-Gegnern. Dabei wurde jedoch klar: In der Frage, ob ein Bürgerentscheid über die Bebauung rechtlich zulässig sei, stehen sich die Auffassungen von Politik und Initiative konträr gegenüber – und werden wohl vor Gericht aufeinandertreffen.