General-Anzeiger veröffentlicht WCCB-Bericht – Stellungnahme von Robert Hotstegs, WDR Lokalzeit Bonn vom 13.07.2010

Seit April beschäftigt uns immer wieder der Bericht des Rechnungsprüfungsamtes zum WCCB-Desaster. Auf 475 Seiten wird darin das Totalversagen der Stadtverwaltung in Planung und Kontrolle des gescheiterten Millionen-Projekts geschildert. Bis zuletzt hat die Verwaltung und Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch versucht, die Veröffentlichung zu verhindern. Aus Gründen des Personenschutzes, wie es hieß. Heute (13.07.10) gibt es eine überraschende Wendung. Der Bericht, in dem auch viele städtische Mitarbeiter namentlich vorkommen, ist seit heute im Internet abrufbar. Der General Anzeiger veröffentlicht ihn auf seiner Homepage. Nun kann sich die Bevölkerung ein genaues Bild von den Abläufen machen.

Bis zum Nachmittag hatten sich bereits 15.000 Bürger auf die Internetseite des Bonner Generalanzeigers geklickt und den Bericht, der bis heute geheim war, heruntergeladen. Die handelnden Personen wie Ex-Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann sind klar zu identifizieren. In der heutigen Redaktionskonferenz wird das Thema nur noch kurz von Chefredakteur Andreas Tyrok angesprochen. Morgen will man über die Folgen der eigenen Veröffentlichung berichtet. Für Tyrok war es eine klare Sache, den Geheimbericht zu veröffentlichen.

15.000 Bürger haben auf die Internetseite des Bonner Generalanzeigers geklickt und den Bericht abgerufen

Der Bericht liegt den Ratsmitgliedern seit April vor. Solange wird darüber gestritten, was man davon veröffentlichen kann und was nicht. Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch wollte für knapp 70.000 Euro eine Anwaltskanzlei beauftragen, den Bericht so zu anonymisieren, dass er veröffentlicht werden kann. Die Summe kann die Stadt sparen. Heute gab Nimptsch vor der Kamera keine Stellungnahme ab. Der Düsseldorfer Fachanwalt Robert Hotstegs, der sich mit dem Gesamtkomplex WCCB schon länger beschäftigt, hält das Vorgehen des Bonner General-Anzeigers für riskant. Die Zeitungsmacher des Bonner General-Anzeigers hingegen sind gewappnet. Sie lassen sich schon lange entsprechend beraten.

Die Veröffentlichung des General-Anzeigers kommt wohl nicht zufällig gerade heute. Ab 20:00 Uhr berät der Stadtrat über den Bericht. Der Termin steht schon lange fest. Die Ratspolitiker wollten  eigentlich ein weiteres Mal über den Bericht diskutieren, können sich die Sitzung jetzt aber eigentlich schenken. Die Öffentlichkeit kann sich mit mehreren Mausklicks selbst ein Bild machen vom Skandal um das WCCB und seinen wirklichen Dimensionen. Eine Lösung für die verfahrene Situation ist das nicht. Aber es gibt nicht wenige in Bonn, die sagen, erst, wenn lückenlos aufgeklärt worden ist, kann konstruktiv an einer Lösung für den Pleitebau gearbeitet werden.

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